JULIEN BERTHIER
"Silent Sentinels"
9. September - 22. Oktober

In unserer zweiten Einzelausstellung präsentiert der französische Künstler Julien Berthier (*1975) sein grosses neues Projekt "Silent Sentinels", bestehend aus einem Film und einer nutzbaren Skulptur, sowie weitere Installationen, Objekte und Zeichnungen, welche alle auf ihre je eigene Weise Begriffe von Ökonomie und Effizienz auf den Kopf stellen.

Zwei Männer gehen durch eine nächtliche Pariser Vorstadt, der eine schiebt einen Generator, der andere hat eine Strassenlaterne auf den Rücken geschnallt, sie sind auf dem Weg zu einer Tankstelle... Das neue Projekt "Silent Sentinels" von Julien Berthier beinhaltet einen zehnminütigen Film, der in einer Spielhandlung die Nutzung jenes
Konstrukts vorführt, welches nun als Skulptur im Galerieraum steht: ein Lichtgenerator zur Beleuchtung dunkler Strassenecken entstand mit der Absicht, ein in sich logisches System vorzuschlagen, welches diverse Probleme angeht: zu dunkle Strassen, Arbeits-losigkeit und das ziellose Herumhängen Jugendlicher ("tenir les murs" = wortwörtlich "die Wand halten").

Daneben eine Bodenskulptur aus zusammengelöteten Kabelresten: mit "Restore Hope" (2001-2005) beabsichtigt der Künstler (mit frappierend aktuellem Bezug), im Falle eines erneuten Stromausfalls in Kalifornien, dem Silicon Valley mittels eines ca. 19.200 km langen Kabels aus seiner Pariser Wohnung mit Strom auszuhelfen. Derzeit kommt seine Sammlung bereits auf 1,1 km.

Nach der Eingabe der Aufforderung "I need an art idea to save the world now" in die Google-Bildersuchmaschine des Internets erschien ein einziges kleines, blauer Button: "Home". In der Ahnung, eine elementare Antwort gefunden zu haben, überhöht Berthier den möglichen kommerziellen Aspekt dahinter durch Übertragung des winzigen Pixelbildes in einen Leuchtkasten. An der Wand eine Fotoserie: eine Person hält in der kanadischen Landschaft einen überdimensionalen, willkürlich eingeteilten Maßstab an Häuser, Brücken oder Überlandleitungen, die die jeweils gleichen Distanzen oder Höhen aufweisen.

Die Objekte und Zeichnungen dieser Galerie-Präsentation von Julien Berthier befragen die Maxime des Arbeitslebens und der Wirtschaft schlechthin: den Faktor Effizienz als beherrschenden Maßstab, auch für benachbarte ökonomische Kriterien wie Kompetenz oder soziale Dynamik. Berthiers Antwort mit seinen ebenso logisch-pragmatischen wie absurden Systemen entwickelt auf erstaunliche Weise wiederum eine absolut originäre Perfektion.

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